Wollingster See und Beverstedter Moor
Wollingster See und Beverstedter Moor
Der kleine, aber 14m tiefe Wollingster See liegt in der Wesermünder Geest auf der Wasserscheide zwischen dem dem Frelsdorfer Mühlenbach (fließt zur Geeste) und dem Dohrener Bach (zur Lune). Das ist für Seen ungewöhnlich, denn so hat er keine Zuflüsse, die Belastungen bringen würden.
Durch seine Lage in der sandig-lehmigen Geest wurde der See über die Jahrtausende nährstoffarm (oligotroph). So entwickelte sich hier eine daran angepasste Pflanzen- und Tierwelt. Berühmt wurde das Gewässer durch die Vorkommen von Wasser-Lobelien, Strandlingen und dem farnverwandten See-Brachsenkraut sowie die ringsum gedeihende Heide. Nach Süden schließt sich das Beverstedter Moor an.
Der BUND Unterweser kümmert sich seit Jahrzehnten um den Erhalt dieses Kleinods. Er wird unterstützt vom „Förderverein Wollingster See“ und vom Landkreis Cuxhaven als Untere Naturschutzbehörde. Der See ist nämlich auch dem Schicksal fast aller Lebensstätten in Mitteleuropa erlegen, der übermäßigen Zufuhr von Pflanzennährstoffen (Eutrophierung). Die Stoffe kommen mit dem Regen und Staub auf dem Luftwege, durch Düngung benachbarter Äcker und Wiesen und Einschleppung durch Vögel (v.a. Gänse), durch Laubfall und durch Badebetrieb sowie durch Füttern von Fischen.
Durch die Belastung vor allem mit Nitrat, Ammonium und Phosphat kommt es zum verstärkten Wachstum von hohem Röhricht und anderen Pflanzen, die die oben genannten Besonderheiten der Strandlingsgesellschaft (Pflanzengesellschaft des Jahres 2023) verdrängen. Hinzu kommt Algenaufwuchs, der das Licht hemmt, und vor allem eine starke Zunahme der im Wasser schwebenden Kleinalgen (Phytoplankton). Diese Algentrübe verhindert das tiefe Eindringen des Lichtes ins Wasser, so dass die Lobelien, Strandlinge und Brachsenkräuter nur noch im ufernahen Flachwasser wachsen können, nicht wie früher bis in 4m Tiefe. In Ufernähe werden ihre Jungflanzen von Badenden zertreten, von gelegentlichem Eisgang zerrieben und auch von nach Nahrung gründelnden Fischen gerodet.
Der See und das angrenzende degenerierte Hochmoor sind inzwischen Naturschutzgebiet, geschützt zudem als FFH-Gebiet im europäischen „NATURA“-System.
Das allein genügt aber nicht, denn damit werden die vielen Probleme nicht beseitigt:
Die Nährstoffeinträge über die Atmosphäre, durch weiteren Badebetrieb, durch Laubfall,
die Störungen und Trittschäden von Besuchern und Hunden sowie das Einbringen von ungeeigneten Fischen, schließlich auch weitere Grundwasserabsenkungen und Ausbringung von Gülle und Gärresten auf Äckern und Wiesen in der Umgebung. Die zunehmende Austrocknung des Moores verhindert zudem eine gute Entwicklung auch am See.
Dennoch haben die vielen Maßnahmen inzwischen die Nährstoffverhältnisse im See so weit reduziert, dass wir wieder von einer gewissen Nährstoffarmut sprechen können. Für das 2003 verschollene Brachsenkraut läuft ein Wiederansiedelungs-Versuch; die Pflanzen werden dafür noch durch Drahtkäfige vor Fischen und Vögeln geschützt, Lobelien und Strandlinge auch durch Abzäunungen.
Das im Sommer durch verwesende Algenreste nährstoffangereicherte und sauerstofffreieTiefenwasser wird inzwischen durch einen einfachen Tiefwasser-Ablass ohne Energieeinsatz in den Abflussgraben geleitet. Das geht aber nur bei hinreichenden Wasserständen, und das Wehr wird dann geschlossen.
Wir vom BUND haben eine direkt an den See angrenzende Wiese erworben, und dort wird nun nicht mehr gedüngt. Ein Nebenerwerbslandwirt beweidet sie zusammen mit anderen Flächen am See nach Sommermahd mit Schnucken. Eine bunte Blütenpracht ist nun im Frühling und im Sommer auf unserer Wiese zu sehen.
Vom „Oberlieger“ unserer Fläche kommende Bodenwasser-Zuflüsse aus einem „Grasacker“ werden mit einer „Fangdränage“ in den Abflussgraben geleitet, so dass sie nicht mehr in den See gelangen..
Am Rande des Moores (Richtung Osterndorf) besitzen wir eine große Wiese mit angrenzender Moorfläche. Hier weiden die Schnucken im Winter und Frühjahr.
Mitten im trockenen Hochmoor wurde uns zudem eine kleine heidebewachsene Parzelle geschenkt. Hier sahen wir auch schon Kreuzottern, und in nassen Bereichen in der Nähe brüten Kraniche.
Wir erhielten um das Jahr 2020 sogar Fördermittel aus dem EU LIFE-Programm "Atlantische Sandlandschaften“, um den einzigartigen nährstoffarmen Wolligster See in seinem Bestand zu sichern. Darunter waren Maßnahmen, um den Nährstoffeintrag in den See zu verringern. Unter anderen wurden auch Laubgehölze am Uferrand entfernt, Tümpel und Offenflächen angelegt, Fischbesatz gezielt gefördert (nur „Raubfische“) und ein neues Stauwehr am Abflussgraben geschaffen. Zusätzlich gibt es „Besucherlenkung“ durch Holzbarrieren, damit besonderes zu schützende Bereiche nicht mehr betreten werden.