Wildblumenwiese anlegen

©Gerd Kriewald

Die bei uns im Norden rund 360 heimischen Wildbienenarten benötigen zum Aufbau von überlebensfähigen Populationen reichlich Nektar und Pollen. Leider werden immer häufiger Gartenflächen versiegelt, Steingärten angelegt und regelmässig gemäht oder zurückgeschnitten, so dass die Wildbienen und auch andere Insekten zunehmend aus urbanen Bereichen verdrängt werden. Je größer die Blühflächen sind, idealerweise 100m² und größer, desto mehr Nektar und Pollen steht den Insekten zur Verfügung. das Anlegen einer Wildblumenwiese gestaltet sich jedoch nicht ganz trivial, denn das Saatbett muss entsprechend vorbereitet werden, um die volle Blütenpracht zu erzielen. Wildblumen gedeihen am besten in nährstoffarmen und mageren Böden, mittels Beimengung von Kies und Sand. Für einen schnellen optischen Erfolg empfielt es sich der Aussaat einjährige Arten beizumischen, sowie mehrjährige für die langfristige Blüte. Punktuell können auch Stauden gesetzt werden. Des Weiteren sollte beim Kauf von fertigen Saatmischungen darauf geachtet werden, dass es sich um heimische Arten handelt.

Hier die wichtigsten Schritte im Überblick: 

  1. Boden tief fräsen und/oder möglichst tief umgraben (2 Spaten tief)
  2. Alte Rasenrückstände und möglichst alle Unkräuter entfernen, ggf. den Boden noch einmal flach eggen oder mit der Harke flach durcharbeiten
  3. Boden ggf. abmagern, indem man ihn mit Sand oder Feinkies durchsetzt. Denn nährstoffarme Böden fördern eine vielfältige und blütenreiche Wildpflanzengesellschaft
  4. Feinkrümeliges Saatbett schaffen (z.B. mit Rechen)
  5. Saatgut im März/April oder besser im August/September obenauf streuen (z.B. mit der Hand), dabei Saatmenge von 2-4 g/m² mit Sand oder Maisschrot o. ä. auf 10 g/m² strecken
  6. Boden anwalzen oder leicht anklopfen (z.B. mit Schaufel, Brettern), das Saatgut nicht einarbeiten (Lichtkeimer)

Und dann heißt es: Geduld haben! Es kann mehrere Wochen dauern bis Sie ein Ergebnis sehen. Wildpflanzen keimen und wachsen sehr langsam. Falls sich viele Unkräuter einstellen, einen Schröpfschnitt durchführen, evtl. auch mehrmals. Außerdem sind regelmäßig unerwünschte Unkräuter zu entfernen. Im ersten Jahr werden schon die einjährigen Pflanzen blühen, im nächsten Jahr können Sie sich dann auch an den mehrjährigen Blumen erfreuen. Da sich die Pflanzengesellschaft im Laufe der Jahre verändern wird, können Sie jedes Jahr aufs Neue gespannt sein!

Tipps zur Pflege einer Blühfläche

Auch die schönste Blumenwiese braucht Pflege. Und das bedeutet vor allem: eine Mahd ist notwendig, andernfalls würde die Fläche nach wenigen Jahren verbuschen. Es ist allerdings schwierig, allgemeine Regeln für Mähzeiten und - häufigkeiten festzulegen - denn jeder Standort hat seine Eigendynamik. Dennoch haben wir ihnen hier ein paar allgemeine Tipps zusammengestellt.

Allgemeine Tipps:

  • Meist ist weniger Mähen besser!
  • Auf den richtigen Zeitpunkt und die richtige Mähtechnik kommt es an: Mähen Sie einmal im Jahr oder auch nur im Abstand von mehreren Jahren zumindest in einigen Teilbereichen und beobachten Sie, was geschieht. Setzen sich bienenfreundliche Blüten durch?
  • Viele Bienen und andere blütenbesuchenden Insekten fallen dem Mähwerk zum Opfer. Bienen fliegen meist bei Sonnenschein und hohen Temperaturen. Mähen Sie deshalb Ihre Flächen bei bedecktem Himmel und kühlen Temperaturen, um so den Bienen möglichst wenig zu schaden. Geben Sie den Insekten auch die Möglichkeit, ihren Standort zu wechseln. Durch eine zeitlich versetzte Mahd sorgen Sie dafür, dass den Insekten nicht die gesamte Nahrung auf einmal genommen wird.
  • Passen Sie die Mahd an den Standort an. Bei mageren Wiesen reicht eine Mahd pro Jahr, bei nährstoffreichen Standorten müssen es maximal drei sein. Um was für eine Wiese es sich bei Ihrer Fläche handelt erkennen Sie oft an sogenannten Leitarten. Auf einer Fettwiese stehen vor allem hochwüchsige Grasarten und sie weisen einen geringen Blütenaspekt auf. Diese wird in der Regel dreimal jährlich gemäht. Halbfettwiesen werden zweimal jährlich gemäht und lassen sich am Wiesenschaumkraut, Wiesenmagerite, Gänseblümchen und vielen mehr erkennen. Skabiosen, Mohn- und Kornblumen, Heidenelken und viele weitere Wildblumen wachsen auf Magerwiesen. Zusätzlich weist ein sehr niedriger Bedeckungsgrad auf diesen Wiesentyp hin. Eine Magerwiese sollte nur einmal im Jahr gemäht werden.
  • Bevor die Blüten gestutzt werden können, müssen sie erst ihre Samen verlieren. Der richtige Zeitpunkt für die erste Mahd liegt Ende Mai bis Anfang Juni bei Fettwiesen, dann eine zweite Ende Juli und die dritte Mahd Ende September. Für Halbwiesen empfiehlt sich die erste Mahd ab Mitte/ Ende Juni und eine weitere Mitte Oktober. Magerwiesen können ab Mitte September gemäht werden. Lassen Sie hier einen Teil stehen, um den Insekten eine Möglichkeit zur Überwinterung zu geben.
  • Benutzen Sie nach Möglichkeit einen insektenfreundlichen Balkenmäher.
  • Damit die Insekten auch während der Mahd Nahrung finden, mähen Sie etappenweise und lassen Sie einen Teil des Rasens /Wiese stehen. Hier empfiehlt es sich ungefähr sechs Wochen bis zur nächsten Mahd zu warten, damit sich auf den bereits gemähten Flächen neue Blüten bilden können.
  • Lassen Sie die Mahd nicht liegen, sondern entfernen Sie sie, damit die Nährstoffe nicht wieder in den Rasen gelangen. Je nährstoffarmer der Boden desto artenreicher die Wiese!
  • Drei bis sechs Tage braucht das Gras um zu trocknen und damit die Samen nachreifen und ausfallen können. Optimal wäre es, wenn Sie das Mahdgut einmal zum Trocknen wenden! Bei länger andauernden Regenphasen sollte es sofort entfernt werden.